Sind diese Körper und Flossen von geschützten Haien? Oft können nicht einmal Haiexperten genau bestimmen, von welcher Haiart die Produkte stammen. Prof. Mahmood Shivjis Labor entwickelt eine simple Identifikationsmethode, um diverse Haiarten anhand winziger Gewebeproben zu identifizieren.
Von welcher Haiart stammen diese Produkte?
Photo © Mahmood Shivji, Paul Hilton
Ausgangslage
Verarbeitete Haie ohne Kopf und Flossen (so genannte Logs), Haiflossen oder andere Haiprodukte lassen sich oft nur sehr schwer bis gar nicht einer Art zuordnen - auch nicht von Spezialisten. So können z.B. Zollinspektoren oder Fischereiüberwacher, die einen Fang untersuchen, nicht mehr feststellen, ob die Produkte von geschützten Arten stammen oder nicht. Auch der Herkunftsort der Haie ist nur schwer festzustellen. Diese Informationen sind jedoch für den Haischutz und das Fischereimanagement der Haie essentiell.
Ziel
Das Projekt von Prof. Mahmood Shivji hatte zum Ziel, sichere, einfache und günstige Methoden zu erarbeiten und zu testen, mit denen kleinste Gewebeproben von Haien eindeutig einer Art zugeordnet werden können. Mit diesen molekulargenetischen Werkzeugen können Haifänge an Bord, Flossen auf Flossenmärkten und andere Haiprodukte schnell auf die Artenzusammensetzung und teilweise auch deren Herkunft hin analysiert werden.
Methoden
Die Tests basieren auf der Analyse des Erbgutes (DNA), das für jede Art und jedes Individuum einzigartig ist. In Prof. Shivjis Labor werden hochspezifische Marker entwickelt, die sich an für die jeweilige Art einzigartige Stellen ihrer DNA binden.
Möchte man die Haiart herausfinden, von der eine Probe stammt (es kann auch ein Mix aus Proben von verschiedenen Haien sein) wird die DNA in der Probe zuerst mittels Multiplex PCR (Polymerase Chain Reaction) so stark vermehrt, dass man sie mit Hilfe des Markers sichtbar machen kann. Die DNA Probe wird dann auf ein Gel aufgetragen und die einzelnen DNA Stücke trennen sich in einem elektrischen Feld grössenabhängig voneinander. Behandelt man das Gel nun mit dem artspezifischen Marker oder einem Mix aus Markern, bindet er sich an die für die Art spezifischen DNA Stückchen und kann sichtbar gemacht werden. Ein Beispiel eines derartigen Gels finden sie unten.
Gelelektrophorese zur Bestimmung der Haiarten in Proben.
Photo © Mahmood Shivji
Resultate
Das Labor von Proj. Shivji konnte dutzende von Markern für hauptsächlich geschützte Haiarten entwickeln und testen.
Speziell prominent war die Entwicklung eines Markers für Weisse Haie, der auch in den Medien stark präsent war. Dieser Marker half mit, dass 2005 die Weissen Haie in den Appendix II von CITES aufgenommen wurden.
Eine weitere Untersuchung beschäftigte sich mit dem Auffinden von Produkten von Riesenhaien im internationalen Markt.
Mit den Markern konnte eine Analyse von Haiflossen Märkten, unter anderem dem grössten in Hong Kong, und weiteren asiatischen Märkten sowie in Chile durchgeführt werden. Die Untersuchungen haben es ermöglicht, eine Beziehung zwischen den von Flossenhändlern in Hong Kong benutzten chinesischen Bezeichnungen und den wissenschaftlichen Artnamen herzustellen. Mit diesen Informationen konnte zum ersten Mal analysiert werden, welche Haiarten am häufigsten für den internationalen Flossenhandel gefangen werden. Diese Information hat auch erste quantitative Analysen des internationalen Flossenhandels ermöglicht. Schätzungsweise 73 Millionen Haie werden jährlich allein für den internationalen Handel mit Haiflossen abgeschlachtet bzw. gefinnt.
Neben den Haiflossen Märkten wurde auch der generelle globale Handel mit Haien untersucht.
Weitere biologisch und für den Haischutz wichtige Untersuchungen konnten an Hammerhaien durchgeführt werden.
In dem Projekt konnten auch wichtige neue Erkenntnissen im Bereich der Fortpflanzungsbiologie der Haie gewonnen werden. Die Gruppe von Prof. Shivji hat 2008 entdeckt, dass weibliche Haie Junge gebären können, ohne dass ihre Eier von männlichen Haien befruchtet wurden. Diese erstaunliche Entdeckung von "Jungfernzeugung", wissenschaftlich Parthenogenese genannt, bei Haien erregte weltweit breites Medieninteresse und führt nun dazu, dass Lehrbücher über Wirbeltier-Fortpflanzung überarbeitet werden müssen, um diese neuen Erkenntnisse zu berücksichtigen.
Mehr als 15 wissenschaftliche Publikationen wurden während des Projektes veröffentlicht.
Projektstatus
Die Stiftung teilfinanzierte während des Projektes primär die Kosten für die Entwicklung der molekulargenetischen Analysen, die Arbeit von Doktoranden und Diplomanden, das Versenden von Proben und Verbrauchsmaterial sowie weitere für das Projekt wichtige Ausgaben.
Das Projekt wurde 2015 erfolgreich abgeschlossen.
Administratives
Projektstatus: 2015 erfolgreich abgeschlossen.
Photos: © Mahmood Shivji, Paul Hilton
Projektleitung: Prof. Mahmood Shivji
Unterstützung: 2000 - 2015 (15 Jahre) ca. 162'000 CHF