Walhaie sind die grösste lebende Haiart. Die friedlichen Riesen ernähren sich von Plankton und legen auf ihrer Suche nach Futter grosse Distanzen zurück. Walhaie sind auf der roten Liste des IUCN, im CITES Anhang II und in der "Konvention über Migratorische Arten" als global bedroht geführt. Grosse Bedrohungen sind direkte Befischung und Beifang, speziell in an der Oberfläche treibenden Fischernetzen. Da sie beim Fressen oft direkt an der Wasseroberfläche schwimmen, werden sie häufig von Schiffen oder Booten verletzt oder getötet.
Arbeiten mit Walhaien
Photo © Simon Pierce
Ausgangslage
Walhaie ernähren sich von Plankton und versammeln sich regelmässig zu Zeiten der Planktonblüten in spezifischen Regionen. Da Walhaie weltweit verbreitet sind und eine natürlich bedingte geringe Populationsgrösse haben, sind diese periodischen Aggregationen ein wichtiger Aspekt ihrer Oekologie.
Ihre Bestände gehen stark zurück. Sie werden auf der Roten Liste des IUCN als "verletzbar" und in der Konvention über den Erhalt von wandernden Arten wilder Tiere (CMS) in Appendix I und II geführt.
Wir wissen sehr wenig über die Biologie der Walhaie, z.B. was fressen sie wann und wo, wie und wo pflanzen sie sich fort und mischen sich die globalen Populationen oder sind sie genetisch voneinander getrennt?
Ziel
Für den erfolgreichen Schutz müssen die kritischen Lebensräume und Wanderwege der Walhaie identifiziert und geschützt werden und wir müssen generell mehr über ihre Biologie erfahren.
Das Team der Marine Megafauna Stiftung um Dr. Simon Pierce und Dr. Chris Rohner untersucht weitere Aspekte von Walhai Populationen weltweit um sie durch ein besseres Verständnis von Biologie, Verhalten, Biochemie und Genetik effizienter schützen zu können.
Eines der vielen Ziele ist es, ein Walhai Schutzgebiet in der Region Tofu, Mosambik, einzurichten. In dieser Region werden sehr häufig Walhaie gesichtet und vom Team untersucht. Gefahren für die Haie lauern hier in den Stellnetzen lokaler Fischer und von Booten.
Methoden
Neben der Arbeit in Mosambik für die Etablierung eines marinen Schutzgebiets für Walhaie studiert das Team um Simon Pierce und Chris Rohner unter Einbezug lokaler und internationaler Wissenschaftler diverse ökologische, genetische und biochemische Aspekte der Walhai-Populationen in Mafia Island (Tansania), dem Roten Meer, Persischen Golf, Philippinen, Mexiko (Yukatan), Galapagos und einem neuen Walhai-Hotspot in Madagaskar.
Resultate
Projekte an den verschiedenen Standorten:
Global
- IUCN Rote Liste gefährdeter Arten: 2017 wurde die offizielle Einschätzung der globalen Zahl von Walhaien aktualisiert und um Daten des Arabischen Meers erweitert. Die aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass die weltweiten Walhaibestände seit 1980 um ca. 50% zurückgegangen sind und sich seither nicht wieder erholt haben.
- UN Konvention über wandernde Arten: Ein sehr grosser Erfolg für den Walhai Schutz konnte 2017 erreicht werden. Auf der Basis der IUCN Daten des Teams um Dr. Simon Pierce und anderer Forscher wurden Walhaie unter den höchsten Schutz (Appendix I) der UN Konvention über wandernde Arten (CMS, UN Convention on Migratory Species) gestellt. Ziel der CMS ist, wandernde Arten nicht nur in spezifischen Ländern sondern in ihrem gesamten Territorium zu schützen.
Madagaskar
- Bei allen grösseren Walhai-Aggregationen im westlichen Indischen Ozean, speziell in Mozambique und den Seychellen, musste ein signifikanter Rückgang der Individuenzahl festgestellt werden. Umso wichtiger ist die neu gefundene Walhai-Aggregation in Madagaskar. Diese Aggregation ist, erfreulicher Weise, wesentlich grösser als bisher angenommen. Seit 2015 konnten dort über 240 Haie identifiziert werden.
Mexiko
- Genetische Studien haben gezeigt, dass atlantische Walhaie äusserst selten in den Pazifischen oder Indischen Ozean wandern. Nach momentanem Stand des Wissens können somit 2 Walhai Populationen identifiziert werden, eine atlantische und eine indo-pazifische.
Galapagos
- Die Galapagos Insel Darwin ist weltweit der einzige heute bekannte Ort, an dem ausgewachsene, trächtige Walhai Weibchen gesichtet werden. Kleine Gewebeproben dieser Weibchen sollen Auskunft über ihre Populationsgenetik sowie ihre Ernährung (Stabile Isotopen und Fettsäuren Analyse) geben. Zudem wurden die Haie mit Satellitensendern (nicht von der Stiftung finanziert) versehen, um ihre Wanderungsrouten zu studieren.
- 2017 wurde das Projekt in der weltbekannten BBC Produktion Blue Planet 2 prominent vorgestellt, eine wichtige Öffentlichkeitsarbeit für die bedrohten Walhaie.
- Bei der 2018 Expedition nach Galapagos gelang es dem Team erstmals, 21 wahrscheinlich hochschwangere frei schwimmende Weibchen mittels Ultraschall auf ihre Trächtigkeit hin zu untersuchen. Die Daten werden noch ausgewertet. Zudem wurden bei 6 Weibchen Blutproben entnommen. Die bisherigen Versuche, bei den > 10-12 m erwachsenen Walhaien Blut für Hormonuntersuchungen zu entnehmen scheiterten an der bis über 25 cm dicken Haut. Diesmal gelang es dem Team, eine Region mit viel dünnerer Haut zu finden. Gewebeproben sollen über Verwandschaftsbeziehungen zu anderen Orten Auskunft geben.
- 2019 startete eine weitere Expedition nach Galapagos
Mafia Island, Tansania
- Die Walhaie um Mafia Island sind die genetisch und biochemisch wohl am besten studierte Population. Die Studien wurden auch 2019 weitergeführt, unter anderem mit dem Fokus auf Unterschiede in weiblichen und männlichen Walhaien. 2019 wurden viele wiederkehrende Walhaie beobachtet, aber auch einige neue.
- Für den beginnenden Walhai Tourismus in Tansania erstellte das Team 2018 auf der Basis seiner grossen Erfahrung in Mozambique entsprechende Richtlinien, die den verantwortlichen Behörden unterbereitet wurden.
Mosambik
- Die Arbeit in Mosambik und die Untersuchungen zu der Vernetzung der Walhaie in den verschiedenen indo-pazifischen Regionen und der arabischen Region gehen weiter.
Weltweite Untersuchung zur Biologie
- Verschiedene Analysen zur Biologie der Walhaie laufen parallel zu den Schutzanstrengungen. So wird untersucht, wo sich die adulten Weibchen und Männchen aufhalten, wenn sie die "Hotspots" verlassen. Erste Resultate deuten darauf hin, dass sie den Rest ihres Lebens auf hoher See verbringen.
- Wie navigieren Walhaie auf hoher See? Bewegungsanalysen zeigen, dass sie ab und zu kurz bis in Tiefen von über 1200 m abtauchen. Versuchen sie so, sich besser am Erdmagnetfeld zu orientieren?
- Weitere Untersuchungen zeigen, dass Parasiten auf der Oberfläche von ihren Wirten deren DNA ansammeln. Diese so genannte iDNA (von Invertebraten gewonnene DNA) konnte in dieser Walhaie Studie zum ersten Mal bei marinen Lebewesen festgestellt werden.
- Moderne Techniken erlauben es, immer günstiger und schneller ganze Genome von Lebewesen zu analysieren. Genomische DNA kann wesentlich detailliertere Auskünfte über Populationen und ihre Interaktionen geben als die klassischen kurzen DNA Stückchen. Mit diesen neuen Technologien sollen die internationalen Walhai Populationen detaillierter analysiert werden.
Bis 2019 konnten mit der Unterstützung der Stiftung 16 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht werden.
Projektstatus 2019
Die verschiedenen Teilprojekte werden weiterhin vom Team verfolgt.
Administratives
Projektstatus: Langzeitprojekt seit 2009
Photos: © Simon Pierce
Projektleitung: Dr. Simon Pierce, Dr. Chris Rohner
Unterstützung: seit 2009 ca. CHF 110'900