Weisse Haie sind weltweit stark bedroht. Als Top-Räuber der Ozeane sind sie Endpunkte der Nahrungsketten. Somit akkumulieren sie in hohem Mass Umweltgifte wie Quecksilber aber auch Mikroplastik und Nanoplastik.
Weisser Hai an Bord
Photo © Ocearch
Ausgangslage
Die Meere sind stark belastet. Neben den Schäden durch die Klimaerwärmung verschmutzen Millionen Tonnen Plastik und Umweltgifte das Meer. Es gibt leider nur noch sehr wenige Weisse Haie in unseren Ozeanen. Deshalb müssen wir herausfinden, wie der Gesundheitszustand der letzten Populationen durch die immer schlechter werdenden Umweltbedingungen beeinflusst wird. Weisse Haie sind hier nur ein Modell. Das gewonnene Wissen kann auch für den Schutz anderer Haiarten genutzt werden. Das Projekt startete 2012 und wird seit 2018 von der Stiftung mitfinanziert.
Ziel
Die in Zusammenarbeit mit Ocearch erfolgende Untersuchungen der Weissen Hai Populationen sollen Informationen über deren generellen Gesundheitszustand geben. Zudem sollen Stress- und andere Hormonuntersuchung Auskunft darüber geben, wie hoch der Stress bei Weissen Haien bei ihrem Fang und den folgenden Untersuchungen ist.
Das Ziel ist es, 60 Weisse Haie zu untersuchen, jeweils 20 aus den 3 Lebensabschnitten. Folgende Fragen sollen beantwortet werden:
- Wie sieht die Populationgenetik der Weissen Haie im Nordatlantik aus?
- Wie bewegen sie sich, wie nutzen sie ihren Lebensraum und was sind ihre Tauchprofile?
- Was fressen sie, was für Fressstrategien haben sie und aus was besteht ihre Nahrung
- Wie sieht ihr Reproduktionszyklus aus?
- Wie steht es um ihre Gesundheit und wie hoch ist der Grad der Ansammlung von Umweltgiften?
- Wie wirken sich der Fang und die Arbeiten an Bord auf ihre Stress-Level aus?
- Wie setzt sich ihr Mikrobiom (alle nicht krankheitserregenden Lebewesen auf und in ihrem Körper) zusammen?
- Wie sind die generellen optischen Eindrücke von den Haien?
Der Teilprojektleiter Michael Hyatt ist ein Veterinärmediziner, dessen "Stress durch Fang und Untersuchungen" Forschungen bei Zitronen-, Bullen- und Hammerhaien in Rookery Bay bereits von der Stiftung finanziert und in 3 wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert wurden.
Methoden
Zum Einsatz kommt das Schiff Ocearch, das mit einer entsprechend grossen Hebebühne, die längsseits ins Wasser gelassen werden kann, ausgestattet ist. Die Haie werden möglichst schonend gefangen und auf die Hebebühne gezogen. Dort wird ihnen ein Schlauch ins Maul geschoben, um sie während der rund 15-20 minütigen Untersuchung mit frischem Sauerstoff zu versorgen. Um weiteren Stress zu vermeiden, werden ihnen die Augen mit einem nassen Handtuch abgedeckt. In der kurzen Untersuchungszeit werden ihre Masse genommen, Blut und Gewebeproben entnommen und in gewissen Fällen Ultraschalluntersuchungen gemacht. Um ihre Wanderwege und Bewegungen zu analysieren, werden sie zusätzlich mit einem Satellitensender (nicht von der Stiftung finanziert) ausgestattet.
Die Blut- und andere biochemische und chemische Untersuchungen werden zum Teil gleich an Bord oder an Land in spezialisierten Laboren gemacht.
Resultate
Insgesamt wurden seit 2012 56 Weisse Haie untersucht. In den Expeditionen seit 2018 nach South Carolina/Georgia/Florida, Massachusetts, Nova Scotia und Kanada konnten 22 Tiere untersucht werden.
Zusammen mit den früheren Expeditionsdaten konnte folgendes erreicht werden:
- Neue Tauchprofile, Bewegungsmuster und Nutzung ihres Lebensraums für 2 subadulte Weibchen.
- Die ersten relativen Plasma-Elektrolyten Referenzwerte für Weisse Haie.
- Der erste komplette Blutanalyse und Differentialdiagnose für diese Art.
- Vorläufige Plasma-Chemie mittels Protein Gelelektrophorese für Weisse Haie im Nordwest Atlantik.
- Analyse der Akuten Phasen-Protein Profile, die Aufschluss über Stressfaktoren geben.
- Erste Fettsäurenanalysen nach Lebensphase und Region.
- Analyse der Ausscheidungen auf Mikroplastik.
Tests für Vitamine, Schwermetalle, Mineralien und Umweltgifte sind noch in Arbeit.
Projektstatus 2020
Das Projekt schritt auch 2019 gut voran. Die Exkursionen Carolinas/Georgia/Florida, Massachusetts, Nova Scotia und Kanada waren erfolgeich. Ein Zwischenbericht mit Daten der Expeditionen wurde Ende 2019 eingereicht.
2020 brachte die Covid-19 Pandemie dieses Projekt, wie auch die meisten anderen, zum Stillstand. Reisen waren über lange Zeit nicht möglich und auch noch im September 2020 beeinträchtigen nationale und internationale Einschränkungen Forschungsprojekte.
Das Projekt läuft über 3 Jahre und wird jährlich mit $10,000 unterstützt. Wegen Covid-19 könnte das Projekt sogar bis 2022 verlängert werden.
Administratives
Projektstatus: Laufendes Projekt seit 2018 (verlängert bis 2021)
Photos: © Ocearch
Projektleitung: Dr. Michael Hyatt
Unterstützung: 2018 - 2021 ca. CHF 30'000