Typische Merkmale von Haien
Hai ist nicht gleich Hai, doch Kiemenspalten haben sie alle. Haie haben sich in über 400 Mio. Jahren perfekt an das Leben im Wasser angepasst und fast alle Meeresregionen besiedelt. Es gibt bodenlebende, freischwimmende, Küsten-, Hoch- und Tiefseeformen und sogar Haie im Süsswasser. Ihr Nahrungsspektrum reicht von Plankton über Muscheln und Weichtiere bis hin zu Fischen, Vögeln und Meeressäugern. Alle diese Spezialisierungen bedingen spezifische anatomische Anpassungen und entsprechend unterschiedlich ist die Gestalt der Haie. Das sicherste Merkmal jedoch, an dem ein Hai als solcher erkannt werden kann, sind die 5 bis 7 Kiemenspalten, die nicht wie bei den Knochenfischen durch einen Kiemendecken (Operculum) geschützt sind.
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5 bis 7 Kiemenspalten
Die 5 - 7 Kiemenspalten sind ein unverwechselbares Merkmal der Haie. Die meisten Haiarten haben 5 Kiemenspalten, ein paar wenige Arten 6 oder 7 wie der abgebildete Breitnasen Siebenkiemerhai (Notorynchus cepedianus). Haie nehmen im Wasser gelösten Sauerstoff via ihre Kiemen auf. Das Wasser tritt dabei durch das Maul ein und strömt an den Kiemen vorbei durch die Kiemenspalten wieder heraus. Die meisten Haie können ihren Kiemen nicht aktiv Wasser zuführen und müssen daher ständig schwimmen oder sich in eine Strömung legen, die ihnen frisches Atemwasser zuführt. Knochenfische dagegen besitzen meist Kiemendeckel mit gut ausgebildeten Muskeln, mit deren Hilfe sie aktiv Wasser durch ihre Kiemen pumpen können.
Bodenlebende Haie wie beispielsweise die Ammenhaie und Katzenhaie haben ein sogenanntes Spirakulum unter oder hinter den Augen. Es arbeitet wie eine Art Schnorchel. Ohne Spiraculum würde lockeres Material beim Einsaugen von Wasser durch das an der Kopfunterseite liegende Maul die Kiemen verstopfen.
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Haihaut und Hautzähnchen
Haihaut ist mit kleinen, sehr stabilen, zahnähnlichen Fortsätzen, den Plakoidschuppen oder Dentikeln, besetzt. Sie haben den gleichen Ursprung wie die Schuppen der Knochenfische. Im Unterschied zu Schuppen haben sie jedoch einen Schmelzüberzug und sind dadurch wie Zähne aufgebaut. Diese Hautzähnchen sind sehr stabil und schützen den Hai. Vor allem bei den Hochseearten sind sie so geformt und angeordnet, dass sie den Wasserwiderstand beim Schwimmen stark reduzieren. Reibt man über Haihaut gegen die scharfen Zähnchen, kann man sich wirklich verletzen. Haihaut mit weniger spitzen Zähnchen wurde früher für Schwertgriffe und als Schleifpapier genutzt. Ausgefallene Plakoidschuppen wachsen, wie Haizähne, wieder nach.
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Haie brauchen keinen Zahnarzt
Während Menschen nur 2 Zahngenerationen besitzen, erneuern sich die Zähne der Haie ihr Leben lang. Sie besitzen ein so genanntes Revolvergebiss, das permanent neue Zahnreihen nachlädt. Die verbrauchten Zähne der vordersten Reihe fallen zuerst aus und werden jeweils durch die nachfolgenden ersetzt. So können manche Haiarten bis zu 50'000 Zähne in ihrem Leben produzieren.
Am nördlichen Alpenfuss befand sich vor Millionen von Jahren ein Meer mit vielen Haien. In des Sandkästen, die mit dem Sand aus der Region gefüllt wurden, fanden sich oft ausgefallene Haizähne.
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Spezialisierung
Die Spezialisierung der Haie als Jäger zeigt sich auch an ihrem Gebiss. Haizähne haben sich für die vielen Nahrungsnischen spezialisiert. Bei einigen Haien befinden sich im Kiefer dieselben Typen von Zähnen, oft in einer fixen Anzahl und symmetrisch angeordnet nur in unterschiedlicher Grösse. Andere Haie haben ganz verschiedene Zahntypen.
Die Zähne sind oft so hochspezialisiert, dass man mit ihnen die Haiart bestimmen kann. Dies ist speziell in der Paläonthologie nützlich, da das weiche Knorpelskelett der Haie nur sehr schlecht fossilisiert (versteinert).
Unten sind ein paar generelle Beispiele aufgeführt:
Muschelknacker
Zum Beispiel Stierkopfhaie haben sich auf das Knacken von Muscheln, Krebsen, Seeigeln und anderen Tieren mit harter Schale spezialisiert. Ihre Zähne sind zu sehr stabilen Kauplatten geworden.
Fischfänger
Sandtiger Haie haben sich auf das Fangen von Fischen spezialisiert. Ihr Zähne sind lang und sehr spitz, um die schnelle und glatte Beute festhalten zu können.
Säger
Erwachsene Weisse Haie fressen unter anderem Robben und andere Meeressäuger, die zu gross sind, um sie ganz zu schlucken. Sie müssen also Stücke aus ihrer Beute schneiden. Ihre Zähne sind deshalb dreieckige und damit sehr stabile Werkzeuge mit einer Sägekante.
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Typische Schwanzflossen
Der Bau der Schwanzflosse der Haie ist anders als bei Knochenfischen. Bei Knochenfischen gehen Knochenstrahlen symmetrisch bis in die Schwanzspitzen. Bei Haien reicht das Rückgrat bis in den grossen, oberen Teil (Lobus) der Schwanzflosse und Knorpelstrahlen stabilisieren den meist kleineren, unteren Lobus. Derartige Flossen nennt man heterozerk. Bei Hochseearten wie Mako oder Walhai, aber auch beim Weissen Hai, sind oberer und unterer Schwanzlobus gleich gross obwohl auch hier nur der obere Lobus verstärkt ist. Beim Schwimmen erzeugt der obere, stärkere Lobus der Schwanzflosse einen starken Druck nach vorne und einen leichten Druck nach unten, der mit den Brustfossen kompensiert werden kann.
Hochsee
Generell kann gesagt werden, je symmetrischer die Schwanzflosse, desto wahrscheinlicher ist der Lebensraum Hochsee. Die Brustflossen dieser Hochseehaie sind ebenfalls sehr stromlinienförmig, schmal und elegant.
Riff / Shelfregionen
Riffhaie haben einen verlängerten oberen Lobus der Schwanzflosse, der untere Teil ist verkürzt. So können sie auch in flacherem Wasser schwimmen. Die Brustflossen sind in der Regel etwas dicker und breiter als bei Hochseeformen.
Bodenlebend
Bei bodenlebenden Formen ist der Schwanz unterschiedlich geformt, der obere Lobus aber immer um einiges grösser als der untere. Die Brustflossen sind weit, ausladend und sehr stabil, da viele bodenlebende Haie sich beim Liegen auf sie stützen.