Kurzprojekt: Der Blauhai Prionace glauca ist die weltweit am häufigsten gefangene Haiart. Jüngsten Schätzungen zufolge werden jährlich etwa 10 Millionen Blauhaie gefangen. Im Rahmen dieses Projekts sollen die globale genetische Struktur der Blauhaipopulationen und eine mögliche spezifische Strukturierung innerhalb des Nordatlantiks ermittelt werden, der als Heimat der am stärksten bedrohten Teilpopulation identifiziert worden ist.
Blauhai
Photo © Gonzalo Araujo / Mareco
Ausgangslage
Der Blauhai ist die weltweit am häufigsten gefangene Haiart. Jüngsten Schätzungen zufolge werden jährlich ca. 10 Millionen Exemplare gefangen. Die Art wird weltweit als nahezu bedroht (IUCN Rote Liste Near Threatened) eingestuft, aber im Nordatlantik gilt sie als gefährdet (Endangered), da die Populationen in den letzten drei Generationen um 54 % zurückgegangen sind. Diese Zahlen stehen im Einklang mit einer Bewertung für den Mittelmeerraum, die zu dem Schluss kam, dass die Art dort aufgrund von Populationsrückgängen von mehr als 90 % als stark gefährdet (Critically Endangered) gilt. Der Blauhai unterliegt der Verwaltung regionaler Fischereiorganisationen (RFMO), da er mit dem Hochsee-Thunfischfang und der Schwertfischfischerei in Zusammenhang steht.
Da diese Art weltweit in tropischen und gemäßigten Gewässern vorkommt und wahrscheinlich die am weitesten verbreitete Haiart ist, geht man davon aus, dass sich regionale Bestandsrückgänge durch andere, grössere Bestände ausgleichen. Jüngste Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Blauhaie tatsächlich eine gewisse geografische Unterstrukturierung der Populationen aufweisen, was Fragen zur Nachhaltigkeit der Fischerei in bedrohten Beständen (vor allem im Nord- und Südatlantik) aufgeworfen hat. Das Projekt wird auf dieser jüngsten Studie aufbauen, indem mit neuartigen Genomik Techniken bisher nicht abgedeckten Regionen analysiert werden, um diese Populationssubstruktur im Detail zu bestimmen und so Informationen für das Management der Art zu erhalten. Dies sollte den regionalen Fischereiorganisationen die nötigen Beweise liefern, um regionale Grenzen oder Verbote festzulegen, die für den Zustand und die Ökologie der Art relevant sind.
Ziele
Die Ziele der Studie sind:
- die Durchführung einer globalen Bewertung der genetischen Strukturierung der Blauhai-Populationen zur Ermittlung von Bewirtschaftungseinheiten
- die Untersuchung der genetischen Strukturierung der Blauhaipopulationen im Nordatlantik
- Erstellen von Empfehlungen für das Fischereimanagement durch Ausweisung von Bewirtschaftungsgebieten für Blauhaie in den Regionen
In einer kürzlich durchgeführten Studie wurden genetische Unterschiede zwischen dem nördlichen (Mittelmeer und Nordatlantik) und der südlichen Hemisphäre (Südostatlantik, Indischer Ozean und Südwestpazifik) festgestellt. Es gibt möglicherweise eine einzige Population von Blauhaien in der gesamten südlichen Hemisphäre, aber es sind weitere Proben erforderlich, um einen globalen Überblick über die genetische Konnektivität zu erhalten. Es gibt kaum Hinweise auf Wanderungen zwischen der nördlichen und der südlichen Hemisphäre, und diese Bestände haben möglicherweise unterschiedliche Reproduktionszyklen. Es ist von entscheidender Bedeutung, die genetische Konnektivität zwischen den Ozeanregionen zu verstehen, damit die Blauhaibestände bewertet und wirksam bewirtschaftet werden können. Daher wird das Projekt eine genomische Analyse von Blauhaien in sechs neuen Gebieten durchführen und damit die vorhandene Literatur ergänzen.
Die globale Populationsanalyse wird um 6 weitere Regionen erweitert: (1) NW Indischer Ozean (Oman), (2) NO Atlantik (England), (3) NW Atlantik (USA und Kanada), (4) SW Atlantik (Argentinien und Uruguay), (5) SE Pazifik (Ecuador), (6) NW Pazifik (Taiwan).
Projektstatus
Dieses Projekt wird teilweise von der Hai Stiftung finanziert. Die Probensammlung hat bereits begonnen und schreitet voran. Die Proben der Mitarbeiter werden an die Genomikeinrichtung des Labors Diversity Arrays Technology (DArT, Australien) geschickt und dort speziell analysiert.
Administratives
Projektstatus: laufendes Projekt seit 2023
Projektleitung: Dr. Gonzalo Araujo
Unterstützung seit 2023: ca. 8'000 CHF